Das Geschäft mit Büchern hat mittlerweile einige Jahrhunderte auf dem Buckel. Bücher gibt es auf der ganzen Welt und jährlich werden zig-tausende Bücher gelesen und verschlungen. Doch viel zu selten nimmt man sich auch die Zeit dazu, die Entstehung von Büchern zu verstehen. Der Buchdruck ist komplex und faszinierend zugleich. Wer sich damit beschäftigt, der wird früher oder später auf die Begriffe Satzspiegel, Steg oder Bund treffen. Doch was ist ein Satzspiegel eigentlich und wofür braucht man ihn? Insbesondere angehende Autoren sollten sich mit der Kunst des Buchmachens auseinandersetzen.
Was ist der Satzspiegel eigentlich?
Der Satzspiegel wird in der Typografie oft auch Schriftspiegel genannt. Er beschreibt die Nutzfläche eines Buches, einer Zeitschrift oder anderer Druckwerke. Der Satzspiegel definiert die Fläche in einem Buch, die mit Text oder Bildern bedruckt werden darf. Daraus resultiert auch die Größe des Papierrandes. Diese Ränder nennt man auch Stege. Im Grunde ist der Satzspiegel also ein gedachtes Rechteck, dass die bedruckten Teile einer Seite umschließt. Bei kaum einen Buch läuft der Text bis zum äußersten Rand aus. Lediglich die Marginalien, die Bogensignatur, Fußnoten und die Seitenzahlen befinden sich außerhalb des Satzspiegels.
Sinn und Zweck des Satzspiegels
Anders als oft angenommen wird, zählen auch Grafiken, Bilder oder der lebende Kolumnentitel zum Satzspiegel. Nur der tote Kolumnentitel darf sich außerhalb des Satzspiegels befinden. Der Satzspiegel wird verwendet, um bei der Gestaltung eines Buches / einer Form ein stimmiges Verhältnis für den Betrachter zu erzeugen. Ein Werk soll beim Aufschlagen harmonisch auf den Leser wirken. Dafür werden verschiedene Systeme verwendet, um das gewünschte Ergebnis auch zu erzielen. Der Satzspiegel wird nach Drucksache unterschieden. Das bedeutet, dass Druckwerke, die aus mehreren Seiten bestehen und beidseitig bedruckt werden über einen doppelseitigen Satzspiegel verwenden und Druckwerke, die nur aus einer Seite bestehen, haben einen einseitigen Satzspiegel. Für beide Typen ist es sinnvoll vorher ein Gestaltungsraster zu designen.
Steg und Bund beim Buch
Die Ränder zwischen Satzspiegel und Papierkante heißen, wie eingangs bereits erwähnt, Stege. Damit die Stege nicht im Druck verwechselt werden, haben alle Stege ihren eignen Namen. Den oberen Steg nennt man auch Kopfsteg, den unteren Fußsteg, den äußeren Außensteg und den Steg am Bund nennt man Bundsteg oder auch Innensteg. Der Bund in einem Buch ist die Stelle, in der das Buch geleimt und zusammengehalten wird. Der Bund mündet in den Buchrücken, den wir sehen können, wenn unsere Lieblingsbücher im Regal stehen. Je nachdem ob es sich um einen doppelseitigen Satzspiegel oder einen einseitigen Satzspiegel handelt, gibt es bei einer A4-Seite mm-Angaben nach Konstruktion mit Goldenem Schnitt.
Bundsteg | Kopfsteg | Außensteg | Fußsteg | Textbreite | Texthöhe | |
Verhältnis | 100 | 140 | 198 | 280 | 594 | 840 |
Rand – zweiseitig | 23,3 mm | 33,0 mm | 46,7 mm | 66,0 mm | 140 mm | 198 mm |
Rand – einseitig | 35,0 mm | 33,0 mm | 35,0 mm | 66,0 mm | 140 mm | 198 mm |
Gestaltungsraster für den Satzspiegel anlegen
In der Praxis wird außerdem häufig mit Gestaltungsrastern gearbeitet. Damit die Abstände in einem Buch nicht zu groß oder zu eng angelegt werden, ist es sinnvoll, noch vor dem Satzspiegel ein Gestaltungsraster zu entwerfen. Ein Gestaltungsraster enthält wichtige Informationen über das zukünftige Buch. Dazu zählen:
- Grundlinienraster
- Größe der Spaltenabstände
- Anzahl der Spalten
- Hilfslinien
- Abstände der Ränder
- Formatkanten
Im Grunde hilft das Gestaltungsraster lediglich dabei, ansprechende Abstände der Stege auf beiden Seiten eines Buches einzuhalten. So wirkt das Gesamtwerk in sich stimmiger. Es gibt diverse Methoden zur Berechnung verschiedener Gestaltungsraster und Satzspiegel. Oft ist die finale Abstimmung von dem Druckwerk, dass das Buch drucken soll, abhängig.
Hast du dir schon mal Gedanken über den Satzspiegel gemacht? Kennst du Bücher mit einem – in deinen Augen – merkwürdigen Satzspiegel, die auf dich einfach nicht harmonisch wirken? Schreibe mir gerne deine Anregungen oder Erfahrungen zu diesem Thema in die Kommentare.
Beitragsbild: © Katrina_S – pixabay.com
Aleshanee
Guten Morgen!
Ein interessanter Artikel! Ich hab mir ehrlich gesagt noch nicht oft drüber Gedanken gemacht, erst recht nicht, wie das ganze genannt wird 😉
Meistens ist es ja relativ gleich und deshalb fällt einem nichts auf, aber bei manchen Büchern, wenn die Schrift sehr weit rechts und links rausgeht, also zum Außen- und zum Bundsteg, dann fällt das auf. Grade zum Bund hin, da es dann etwas schwierig zum Lesen ist, wenn man das Buch nicht so weit auseinanderknicken möchte. Aber das ist selten.
Oder der Satzspiegel ist recht klein, was mir dann das Gefühl vermittelt, dass das Buch künstlich verlängert wird, weil so wenig Text auf den Seiten steht … genauso wie bei einer Schriftart, die relativ groß ist und dann auch noch die Zeilenabstände weit auseinander sind …
Aber ganz kleine Schriften sind auch etwas schwierig zum Lesen, das strengt die Augen sehr an. Genauso wenn der Satzspiegel sehr groß ist, dann hab ich oft das Gefühl, ich komme beim Lesen gar nicht weiter weil fast doppelt so viel Text auf einer Seite steht wie bei anderen Büchern 😉
Liebste Grüße, Aleshanee
Sarah
Liebe Aleshanee,
mir macht es hin und wieder Spaß, sich mal mit dem Buchdruck zu beschäftigen. 🙂 Das ist so ein riesiger Prozess, der verhätlnismäßig zu wenig wertgeschätzt wird. Viele Menschen kaufen Bücher schließlich nach Cover, Design oder Aufmachung. Was da aber eigentlich hinter steckt fällt oft unter den Tisch. 😀
Und ich habe dieselben Erfahrungen wie du! Lustig, dass solch eine „Kleinigkeit“ das ganze Lesegefühl beeinflussen kann. 🙂
Liebe Grüße
Aleshanee
Schönen guten Morgen!
Ich hab deinen Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt 🙂
Liebste Grüße und schöne Feiertage!
Aleshanee
Sandra
Guten Morgen Sarah,
was ich mich schon immer fragte … warum ist denn eigentlich der Aussensteg breiter als der Bundsteg und nicht umgekehrt?
Der Satzspiegel wird ja bei manchen Büchern (je nach Verarbeitung, vor allem bei Leimung) im Bundsteg dann ziemlich verschluckt. Ich finde das gar nicht so hübsch eigentlich. Aber wenn es umgekehrt ist passt es auch irgendwie optisch nicht. Ein Mysterium – ich habe noch keine Antworten dazu finden können. Vielleicht weisst du oder ein Leser das?
Dankeschön und happy Typo
Sandra