Hinter dem Pseudonym Mark Twain steckt einer der berühmtesten Autoren aller Zeiten: Samuel Langhorne Clemens. Seine Geschichten über Tom Sawyer und Huckleberry Finn haben ihn berühmt gemacht. Mit seinen Werken über den amerikanischen Realismus gehört er noch heute, über 100 Jahre später, zu den meist gelesenen Autoren. Doch was hat Mark Twain seinerzeit dazu bewegt, derart scharfzüngig Kritik an der amerikanischen Gesellschaft auszuüben?
Eckdaten zu Samuel Langhorne Clemens
Geburtstag | 30. November 1835 |
Geburtsort | Florida, Missouri |
Todestag | 21. April 1910 |
Todesort | Redding, Connecticut |
Pseudonyme | Mark Twain, W. Epaminondas Adrastus Perkins |
Mutter | Jane Lampton Clemens |
Vater | John Marshall Clemens |
Lebensgeschichte
Samuel Clemens ist am 30. November 1835 in Missouri als sechstes Kind von Jane Lampton Clemens und John Marshall Clemens zur Welt gekommen. Mit vier Jahren verzog die Familie in die Kleinstadt Hannibal. Die Familie besaß nie große Reichtümer. 1842 waren die Clemens sogar dazu gezwungen, ihre derzeit einzige Sklavin Jenny zu verkaufen. Weitere vier Jahre später, 1846, verließen sie dann auch ganz ihr Haus und zogen, ohne Miete zahlen zu müssen, bei einem Apotheker ein, für den sie als Gegenleistung das Haus instand hielten. Das Haus des Apothekers befand sich am Mississippi River, welcher später der berühmteste Handlungsort aller Mark Twain Geschichten werden sollte: Der Ort, an dem Tom Sawyer und Huckleberry Finn gemeinsam ihre Abenteuer erlebten.
Mit elf Jahren verstarb John Marshall Clemens. Samuel Clemens begann eine Ausbildung als Schriftsetzer bei der Zeitung Missouri Courier. Zu dieser Zeit begann Samuel aktiv das Schreiben. Er veröffentlichte im Jahr 1852 The Dandy Frightening the Squatter als W. Epaminondas Adrastus Perkins. Über die Jahre packte Clemens dann die Abenteuerlust und er begann durch die USA zu reisen. Er bereiste 1852 den Osten und den Mittleren Westen. Von überall schrieb er Reiseberichte für die Zeitung seines Bruders. Wenige Jahre später, 1857, begann Samuel Clemens dann eine zweite Ausbildung als Lotse. Sein Plan war es, auf dem Mississippidampfer zu reisen. Ab 1861 war er dann tatsächlich in dem Beruf tätig.
Samuel Langhorne Clemens wurde von der Freimaurerloge Polar Star Lodge No. 79 aufgenommen. Er schaffte es dort bis zum Meistertitel. Seine Zeit in der Loge war nicht immer einfach. Zwischenzeitig wurde er, aus nicht eindeutig geklärten Gründen, aus der Loge ausgeschlossen, aber dann, im Jahr 1867, schlussendlich doch wieder aufgenommen. Er hinterließ der Freimaurerloge daraufhin eine Notiz und trat – damit einhergehend – erneut gänzlich aus der Loge aus:
This mallet is a cedar, cut in the forest of Lebanon, whence Solomon obtained the timbers for the temple.
Mit dem Ende des Sezessionskrieges im Jahr 1861 wurde die Flussschifffahrt beendet. Samuel verlor damit auch gleichzeitig seine Arbeit. Er beschloss daraufhin, bei der Missouri State Guard, einer Strafmiliz, an der Seite der Confederate States Army zu kämpfen. Nach zwei Wochen endete seine Militärzeit jedoch bereits wieder, er quittierte den Dienst und ging mit seinem Bruder Orian in den Westen. In der neuen Siedling Virginia City, in Nevada, versuchte er sein Glück dann als Goldgräber. Als sich dieser Beruf jedoch als sehr anstrengend und wenig lohnenswert herausstellte, hörte er auf als Goldgräber zu arbeiten und ging zurück zum Journalismus.
Das Leben als Mark Twain
Im Jahr 1862 arbeitete Samuel Langhorne Clemens erneut für eine Zeitung, für den Territorial Enterprise in Virginia City, als Reporter. Seine Berichte über die Goldgräberstadt sorgten für reichlich Klatsch und Tratsch, der auch oft zu Streit führte. Aus diesem Grund musste er im Jahr 1863 flüchtig die Stadt wieder verlassen. Für Samuel war das der Zeitpunkt, etwas zu ändern. Er gab sein altes Pseudonym auf und trat fortan unter dem Namen Mark Twain als Schrifsteller auf. Der Name kommt nicht von ungefähr und hat seine Bedeutung in Samuels Zeit auf dem Fluss:
- Zwei Faden (rd. 3,65 m; entspricht 4 Yard oder 12 Fuß) Wassertiefe
1864 zog Mark Twain wild durch die Vereinigten Staaten. Er hatte hohe Schulden und trank viel Alkohol. Seine ständigen Job- und Ortswechsel schafften eine innere Unruhe für ihn. Dies führte sogar zu Suizidgedanken, wie aus Briefen an seinen Bruder ersichtlich wird. Die ersten Geschichten im Namen von Mark Twain veröffentlichte er zwischen den Jahren 1864 und 1865 in der Charles Henry Webbs Wochenzeitschrift The Californian. Die Geschichte The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County war von viel Erfolg gekürt und sorgte dafür, dass Mark Twain bekannt wurde. Es reichte, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Samuel begann für Zeitschriften aus New York zu schreiben. 1866 zog er schlussendlich nach Kalifornien zurück.
Im Jahr 1870 hatte sich Samuel als Mark Twain bereits gut etabliert. Er hatte in der Zwischenzeit (1869) Anteile an der Zeitung Buffalo Express gekauft und sich an dem Verlag Charles L. Webster & Co. beteiligt. 1870 heiratete er Olivia Langdon, die seit ihrer Jugend teilweise gelähmt war. Er pflegte sie so lange, bis sie sich erholte und sogar wieder aufstehen konnte. Gemeinsam bekamen sie ein Kind, Langdon Clemens, das als Frühgeburt zur Welt kam und im Alter von zwei Jahren verstarb. 1872 bekamen sie die gemeinsame Tochter Susy Clemens. Die Familie zog nach Hartford, Connecticut, wo Samuel 17 Jahre als Mark Twain lebte und arbeitete.
Das Mark Twain Haus:
Bild: © MrsBrown – pixabay.com
Nach dieser Zeit im Mark Twain Haus, im Jahr 1891, begann Mark Twain wieder zu reisen. Dieses Mal zog es ihn nach Europa, wo er auf Vortragstournee ging, um seine Schulden aus der Vergangenheit zu bezahlen. Im Jahr 1894 wurden ihn seine Beteiligungen aus früheren Geschäften zum finanziellen Verhängnis. Falsche Investitionen brachten ihn in den Konkurs. Er wurde von Henry Huttleston Rogers finanziell unterstützt, doch schon bald sollten weitere Schicksalsschläge ihn zeichnen. Seine Kinder und seine Frau verstarben in den nachfolgenden Jahren. Nur seine Tochter Clara überlebte ihn. 1910 verstarb schlussendlich auch Mark Twain in Redding, Connecticut als gefeierte Persönlichkeit.
Alle Bücher und Publikationen von Mark Twain
Reihe | Einordnung | Buchtitel | Erscheinungsjahr |
– | Sammelband | Mississippi Writings | ? |
– | Amerikanischer Realismus | Die Arglosen im Ausland | 1869 |
– | Sammelband | Historical Romances | ? |
– | Sammelband | The Innocents Abroad & Roughing It | ? |
– | Sammelband | The Gilded Age & Later Novels | ? |
– | Sammelband | Collected Tales, Sketches, Speeches & Essays | ? |
– | Autobiografie | Ist Shakespeare tot? Aus meiner Autobiographie. | ? |
– | Amerikanischer Realismus | Das vergoldete Zeitalter: Eine Geschichte von heute | ? |
Tom Sawyer | Fiktion | Tom Sawyers Abenteuer und Streiche. | 1876 |
– | Reisebericht | Bummel durch Europa | 1880 |
– | Reisebericht | The Awful German Language – Die schreckliche deutsche Sprache | 1880 |
– | Amerikanischer Realismus | Der Prinz und der Bettelknabe | 1881 |
– | Amerikanischer Realismus | Leben auf dem Mississippi | 1883 |
Huckleberry Finn | Fiktion | Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn | 1884 |
– | Amerikanischer Realismus | Ein Yankee am Hofe des König Artus | 1889 |
– | Fiktion | Querkopf Wilson | 1894 |
Tom Sawyer | Fiktion | Tom Sawyer im Ausland | 1894 |
– | Amerikanischer Realismus | Persönliche Erinnerungen an Jeanne d’Arc | 1895 |
Tom Sawyer | Fiktion | Tom Sawyer als Detektiv | 1896 |
– | Reisebericht | Reise um die Welt | 1897 |
– | Amerikanischer Realismus | König Leopolds Selbstgespräch | 1905 |
– | Amerikanischer Realismus | Kapitän Stormfields Besuch im Himmel/Käptn Stormfields abenteuerliche Himmelsreise | 1909 |
– | Amerikanischer Realismus | Eine Bluttat, ein Betrug und ein Bund fürs Leben. | 2001 |
Tom Sawyer | Fiktion | Tom Sawyers Abenteuer und Huckleberry Finns Abenteuer | 2010 |
– | Amerikanischer Realismus | Sommerwogen – Eine Liebe in Briefen | 2010 |
– | Reisebericht | Post aus Hawaii | 2010 |
– | Autobiografie | Meine geheime Autobiographie | 2010 |
– | Amerikanischer Realismus | Der geheimnisvolle Fremde | 2012 |
– | Reisebericht | Turbulente Tage in Österreich | 2012 |
Auszeichnungen und Würdigungen
- 1888: Verleihung des Grades Master of Arts
- 1901: Verleihung des Grades Ehrendoktor durch die Yale University
- 2011: Errichtung einer Berliner Gedenktafel
- 2013: Errichtung einer Bronzestatue an der Brausebrücke (Lüneburger Hafen)
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